Architektur in Baden-Württemberg: B10 Haus Stuttgart

Das B10 Haus

FRAGE: Landauf, landab heißt es, wir brauchen bezahlbaren Wohnraum – und zwar schnell. Ist modulares Bauen eine Antwort darauf?

Werner Sobek: Ja. Die Lösung ist für mich aber nicht der Fertighausbau der ersten Generation, der gleiche Erscheinungsbilder zur Folge hat, sondern der Fertighausbau 2.0.

Architektur in Baden-Württemberg: B10 Haus Stuttgart

FRAGE: Sie haben zusammen mit dem Unternehmer Klaus Fischer ein modulares Bausystem entwickelt – warum?

Sobek: Wir wollen nachhaltig bauen – mit den jetzigen Mitteln ist das aber nicht im großen Maßstab auf der Baustelle zu realisieren. Wir haben deshalb überlegt, wie man große Bauteile oder gar ganze Gebäude vorfertigen und anliefern kann.
Darüber hinaus gibt es immer wieder die Klage, dass sich niedrige Einkommensgruppen ein Wohnen in der Stadt nicht mehr leisten können. Wir wollen deshalb die Prozesse im Bauwesen revolutionieren.

FRAGE: Ihr Anspruch an Nachhaltigkeit ist ein hoher: Nach Ihrem Triple-Zero-Prinzip sollen Gebäude in der Jahresbilanz nicht mehr Energie verbrauchen, als sie selbst aus nachhaltigen Quellen erzeugen, sie sollen kein CO2 erzeugen und bei Umbau oder Abbruch vollständig recyclebar sein. Ist dies mit bezahlbarem Wohnen zu vereinbaren?

Sobek: Ja, es ist möglich – und zwingend erforderlich. Wir müssen ressourcenschonend und ökologisch bauen. Auf das Konto der Baubranche gehen rund 60% des weltweiten Ressourcenverbrauchs. Angesichts der Bevölkerungsexplosion ist das ein riesiges Problem. Wir müssen bauen, ohne unseren Planeten zu zerstören.

FRAGE: Passt das Entwickeln von standardisierten Modulen mit dem Architekt-Sein zusammen?

Sobek: Eine gute Architektur bedarf einer großen Variabilität, denn Gebäude müssen sich in den Kontext einpassen. Uns ging es aber auch um die Möglichkeit der nachträglichen Verdichtung, darum, dass sich die Module auf Dächer aufsetzen lassen, dass sie Baulücken schließen und Häuser ergänzen können. Dafür braucht es Flexibilität in der Gestaltung der Module. Die Bauteile müssen nicht in ihrer Geometrie identisch sein, sondern in der Art, wie man sie miteinander verbindet.

FRAGE: Sie errichten die Gebäude in Leichtbauweise?

Sobek: Leichtbau ist das Gebot der Stunde, denn es geht darum, ressourcenschonend und qualitativ hochwertig zu bauen.

“Wir müssen ressourcenschonend
und ökologisch bauen.”

Prof. Dr. Dr. E.h. Dr. h.c. Werner Sobek
Architekt und Bauingenieur, Stuttgart