Haus der Wirtschaft Stuttgart

Wirtschaftspolitik
in Baden-Württemberg

Wo wir sind, ist vorne – ein Slogan, den sich die Baden-Württemberger in vielerlei Hinsicht ans Revers heften dürfen. Denn in keinem anderen Bundesland gibt es so viele Weltmarktführer wie im Südwesten. In Baden-Württemberg sitzen die weltbekannten Global Player genauso wie die Hidden Champions. Das Ländle ist nach wie vor ein Musterland in Sachen Innovation und Tüftlergeist: Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es mehr Patentanmeldungen als in Baden-Württemberg. Damit der Südwesten weiterhin das ökonomische Kraftzentrum für Deutschland bleibt, ist auch die Politik gefordert.

Über ein Viertel aller Weltklassefirmen deutscher Herkunft hat den Sitz im Südwesten. Das sind natürlich die großen Konzerne wie Daimler und Bosch, genauso aber auch zahlreiche Mittelständler mit weniger klingenden Namen, die jedoch im Schatten der Global Player das Rückgrat der Wirtschaft im Ländle bilden und mit ihren Gütern und Dienstleistungen den Markt bestimmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den traditionellen Branchen wie Automobil, Elektrotechnik und Maschinenbau. Unter den rund sechs Millionen Erwerbstätigen in Baden-Württemberg arbeiten über 4,1 Millionen im Dienstleistungssektor. Etwa 1,9 Millionen Menschen sind im produzierenden Gewerbe tätig. Doch auch in der Industrie werden Dienstleistungen immer wichtiger. Der Dienstleistungssektor macht fast 60 Prozent der Wertschöpfung im Südwesten aus.

Präsentation beim Elevator Pitch BW 2016

Präsentation beim Elevator Pitch BW 2016

In Baden-Württemberg ist das Lohnniveau hoch, die Arbeitslosenquote dagegen niedrig. 2016 lag sie im Jahresdurchschnitt bei 3,8 Prozent „Wir sind nahe an der Vollbeschäftigung“ sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Januar diesen Jahres. Mit nur 2,9 Prozent ist auch die Jugendarbeitslosigkeit im Land bundesweit mit am niedrigsten. Auch für das laufende Jahr sind die Aussichten erfreulich: Im Konsum, im Handel, bei den Dienstleistungen und in der Bauwirtschaft sind die Entwicklungen so positiv, dass die Landesregierung für 2017 mit einem Wirtschaftswachstum von bis 1,8 Prozent rechnet – mehr als die Erwartung für Deutschland insgesamt.

Traditionell ist Baden-Württemberg nicht nur das Land der Denker und Tüftler, sondern auch der Exporte: Mit einer Quote von 42 Prozent übertrifft der Export im Südwesten den Durchschnitt der anderen Bundesländer um fast 10 Prozent. Jeder dritte Arbeitsplatz in Baden-Württemberg hängt direkt oder indirekt am Export. Internationalität spielt in Baden-Württemberg auf allen Ebenen eine große Rolle. „Die Unterstützung der mittelständischen Wirtschaft bei der Erschließung ausländischer Märkte bleibt ein zentraler Schwerpunkt der Wirtschaftspolitik des Landes“, so die Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.

Die hiesige Wirtschaft zu unterstützen und in- und ausländische Investoren anzuziehen, das ist die Aufgabe der regionalen Wirtschaftsförderungen. Sie sind nicht nur in den größeren Städten und Ballungszentren anzutreffen, sondern auch in kleineren Gemeinden. Ein Wegweiser zu den richtigen Ansprechpartnern vor Ort ist die Plattform „w-punkt“ der Wirtschaftsministeriums. Unternehmer oder Existenzgründer können via Mail oder am Telefon nach Finanzhilfen oder Beratungsmöglichkeiten fragen und bekommen die richtigen Ansprechpartner genannt. Dazu listet eine Suchmaschine sämtliche regionalen Partner der Wirtschaftsförderung auf, geordnet nach Orten und nach Themen.

Dorothee Schöpfer

Initiative „Afrika kommt!“

Afrika kommt!

Mit der Initiative „Afrika kommt!“ setzen 15 große deutsche Unternehmen ein Zeichen für Afrika: Sie bieten afrikanischen Nachwuchsführungskräften Einblick in ihre Arbeitsabläufe und Managementmethoden. Die beteiligten Firmen sind unter anderem die Robert Bosch GmbH, die Daimler AG und die Andreas Stihl AG. Die ausgewählten Stipendiaten aus Subsahara-Ländern engagieren sich mit der Teilnahme für den Aufbau eines Netzwerks, das eine Grundlage für nachhaltige Kooperationen schafft. Das Programm setzt auf ein umfassendes Angebot vor, während und nach der fachlichen Weiterbildung in Deutschland. Vor ihrer Ausreise bereiten sich die Teilnehmer mit einem Sprachkurs vor. In Deutschland steht die praktische Einbindung in die Arbeitsprozesse und die Mitarbeit in den Partnerunternehmen im Mittelpunkt. Jeder der afrikanischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbringt insgesamt neun Monate im Unternehmen.

Ergänzt wird der Aufenthalt durch mehrere Trainings im internationalen Management und Seminare bei der Bosch-Stiftung in Stuttgart und der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg. Das Wissen über die Abläufe in deutschen Unternehmen sowie kulturelle und sprachliche Kenntnisse machen die jungen Führungskräfte aus Afrika zu Experten der Wirtschaftszusammenarbeit. Mit ihren Kontakten sind die Alumni von „Afrika kommt!“ wichtige Partner für afrikanische Unternehmen und Organisationen und werden zu Mittlern zwischen den Ländern. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des fünften Jahrgangs kommen aus Äthiopien, Ghana, Guinea, Kamerun, Kenia, Mosambik, Nigeria, Ruanda und Uganda. Insgesamt arbeiten 12 Frauen und 18 Männer noch bis Ende Juli 2017 bei ihren Partnerunternehmen in Deutschland.

Iinternationale Business-Hochschule Stuttgart Institute of Management and Technology (SIMT)

An der internationalen Business-Hochschule Stuttgart Institute of Management and Technology (SIMT) können internationale Führungskräfte einen MBA erwerben

Studierende aus aller Welt zu Gast in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist auch bei ausländischen Studierenden überaus beliebt: 47.600 ausländische Studierende waren im Wintersemester 2015/16 an einer Hochschule im Ländle eingeschrieben, das sind 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Anteil der ausländischen Studierenden liegt damit bei 13,3 Prozent, denn insgesamt studieren rund 356.700 Männer und Frauen an einer badenwürttembergischen Hochschule, so eine Mitteilung des Statistischen Landesamtes.

Die rund 5.700 Studierenden mit chinesischer Staatsangehörigkeit haben im ausgewerteten Zeitraum erstmals seit dem Wintersemester 2009/10 wieder die größte Gruppe unter den ausländischen Studierenden eingenommen. Studierende mit türkischem Pass belegten mit einer Anzahl von knapp 5.400 Personen den zweiten Platz. Von ihnen besaßen 82 Prozent eine deutsche Hochschulzugangsberechtigung. Mit rund 2.400 Studierenden liegt Italien an dritter Stelle.

Besonders beliebt sind die naturwissenschaftlichen Fächer bei Studenten aus anderen Ländern: 38 Prozent der Studierenden mit einem ausländischen Pass belegten einen Studiengang innerhalb der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften. Der Frauenanteil aller ausländischen Studierenden lag bei knapp 49 Prozent. 72 Prozent der Studierenden aus der Russischen Föderation und 70 Prozent aus der Ukraine waren weiblich. Einen vergleichsweise geringen Frauenanteil wiesen dagegen die Studierenden aus Indien (28 Prozent) und Pakistan (17 Prozent) auf. Auch aus afrikanischen Ländern studierten mehr Männer als Frauen in Baden-Württemberg. Bei den ausländischen Studenten sind der hohe Stand der Wissenschaft, die guten Studienbedingungen und der hohe Grad an Wissensvermittlung sehr beliebt. Die ausländischen Absolventen wiederum sind für die deutsche Wirtschaft und Industrie von großem Interesse. Der Landtag hat beschlossen, dass Studierende aus Nicht-EU-Ländern ab dem kommenden Wintersemester 1.500 Euro Studiengebühren bezahlen sollen.

Ingenieursstudenten der University of Virginia

Ingenieursstudenten der University of Virginia nehmen an einem zweiwöchigen Intensivkurs der Universität Stuttgart teil.

Initiative „Afrika kommt!“  Bosch

Mit der Initiative „Afrika kommt!“ setzt Bosch mit 16 weiteren Unternehmen auf afrikanischen Führungsnachwuchs.

Ausländische Studenten lieben Deutschland. Nach Quellen des statistischen Bundesamtes ist Deutschland das beliebteste nicht englischsprachige Studienland auf der Welt. Das spiegelt sich auch in Stuttgart und der Region wider. Allein an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart kommen die etwa rund 770 Studenten aus mehr als 40 Ländern. Aber auch in anderen Fachrichtungen geht es international zu. Qianqing Xu (23) kommt aus China und studiert in Stuttgart Fahrzeugtechnik im Masterstudiengang. „Die Technik ist in Deutschland führend“, lobt sie. Patrick Tchakoute (29) aus Kamerun studiert in Stuttgart Informatik auf Diplom. Er findet hier die „besten Studienmöglichkeiten, und vor allem sind die Studiengebühren noch bezahlbar“. Sun Yuchen (25) aus China studiert in Stuttgart Maschinenbau im Masterstudiengang. „Ich studiere in Deutschland, weil es hier keine hohen Studiengebühren gibt.“ Issam Yahyaoui stammt aus Tunesien und finanziert sein Medizinstudium als Kellner. An der Universität Stuttgart gingen 18.800 schriftliche Bewerbungen um einen Studienplatz im Wintersemester 2013/14 ein. Damit ist die Zahl der Bewerbungen nochmals um elf Prozent gestiegen.
In Heidelberg kommen auf 140.000 Einwohner 24.000 Studenten, also jeder Sechste ist Student. In Tübingen sogar jeder Vierte. Stuttgart hat zwar mehr, nämlich 34.000, wenn man alle zusammenzählt, aber bei an die 600.000 Einwohnern ist in Stuttgart eben nur ungefähr jeder siebzehnte Student – davon kommt etwa jeder siebte aus dem Ausland.

Dorothee Schöpfer