Fünf Stiftungen schaffen mit dem Forum Bildung Digitalisierung eine Plattform für das Lernen in der digitalen Welt.
Von links: Prof. Dr. Wolfgang Schuster, Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung, Dr. Jörg Dräger, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, Uta-Michaela Dürig, Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung, Winfried Kneip, Geschäftsführer der Stiftung Mercator und Dr. Nathalie von Siemens, Geschäftsführender Vorstand und Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung.
Stiftungen bewegen Menschen
Gemeinnützige Stiftungszwecke können
Treiber für den digitalen Wandel sein
Die komplexen Herausforderungen, die der Wandel durch Digitalisierung, Vielfalt der Kulturen und demografische Entwicklung unserer Gesellschaft mit sich bringen, benötigen ein Mit-, nicht ein Nebeneinander. Alle gesellschaftlichen Akteure sind gefragt. Digitalisierung und Vernetzung stellen die gesamte Gesellschaft vor außerordentliche Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Weiterbildung und Forschung. Da es dem Wesenskern von Stiftungen entspricht, sich als Beweger von Menschen und Dingen zu verstehen, die Zukunft des Gemeinwesens für alle Beteiligten positiv zu gestalten, können die Stiftungen im Land zu einem der Treiber des digitalen Wandels werden. Stiftungen verfolgen mit ihren gesellschaftlichen, oft gemeinnützigen Stiftungszwecken Ziele, die deckungsgleich mit den Herausforderungen sind, wenn es um die Folgen der Digitalisierung geht. Um das Gestern mit dem Morgen zu verbinden, müssen Diskussionsräume entstehen, Brücken gebaut, Aufklärung und Investitionen betrieben werden. Arbeit, die unzählige Stiftungen seit jeher leisten. Stiftungen können künftig Forschungsvorhaben fördern, Diskurse anstoßen oder unterstützen, Menschen und Ideen fördern, Lehrstühle finanzieren, Weiterbildung organisieren oder Stipendien ausschreiben. Mit diesem ihrem ureigenen Wirken haben Stiftungen in Deutschland eine fast tausendjährige Tradition. Sie gehören damit zu den ältesten Formen des Engagements für das Gemeinwohl.
„Die digitale Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann dazu beitragen, unser Bildungssystem besser zu machen und mehr Teilhabe und Chancengerechtigkeit zu fördern.“
Prof. Dr. Wolfgang Schuster
Vorsitzender der Deutschen Telekom Stiftung
Vor dem Hintergrund dieser Tradition und Verpflichtung hat Prof. Dr. Schuster die Initiative Forum Bildung Digitalisierung gemeinsam mit der Robert Bosch Stiftung, der Siemens Stiftung, der Deutschen Telekom Stiftung und der Bertelsmann Stiftung ins Leben gerufen.
Mehr als die Hälfte aller Stiftungen wurde nach der Jahrtausendwende gegründet. Auf 100.000 Bürger kommen 25 Stiftungen.
Bundesverband Deutscher Stiftungen
Sie wird durch die Stiftung Mercator gefördert. Die Stiftungen sind der Überzeugung, dass digitale Medien dabei helfen können, pädagogische Herausforderungen wie den Umgang mit vielfältigen Lerngruppen zu bewältigen. Das „Forum Bildung Digitalisierung“ soll eine gemeinsame Plattform für Politik, Wissenschaft, Gesellschaft und Wirtschaft schaffen. Ziel ist es, die öffentliche Diskussion über Digitalisierung in der Bildung zusammenzuführen. So soll eine pädagogisch sinnvolle Strategie für das deutsche Bildungssystem entstehen.
Heute gibt es in Deutschland mehr als doppelt so viele Stiftungen wie Ende des vergangenen Jahrhunderts. Ihr Gesamtvermögen wird auf etwa 100 Milliarden Euro, das jährliche Fördervolumen auf etwa 30 Milliarden Euro geschätzt. Im Durchschnitt wurden zwischen 2001 und 2013 jährlich 847 rechtsfähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts gegründet. Im Jahr 2013 lag die Zahl der Neugründungen bei 638. Baden-Württemberg liegt im Vergleich der Bundesländer bei der Zahl der Stiftungen auf dem dritten Platz: Ende 2013 waren es 3.038 Stiftungen.
Ran an die Maus – Chancen der Digitalisierung kennen kein Alter
Die Samariterstiftung ist einer der großen Sozialdienstleister in Württemberg. An mehr als 60 Orten begleitet und betreut die Stiftung mit 2.800 mitarbeitenden Menschen im Alter, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit psychischen Erkrankungen. Als christlicher Träger der Diakonie ist der Samariterstiftung eine hohe Lebensqualität und seelsorgerliche Begleitung wichtig. In Zeiten des Wandels setzt die Samariterstiftung auf ein ganz besonderes Konzept: Leben im Wohnquartier – die Quartiersarbeit, damit Mitmenschlichkeit nicht unter die digitalen Räder gerät.
Die Quartiersarbeit unterstützt die Entwicklung des integrierten Zusammenlebens von Menschen allen Alters, körperlicher und seelischer Gesundheit in Wohnquartieren. Denn Menschen wollen so lange wie möglich zu Hause in gewohnter Umgebung wohnen bleiben. Wenn das nicht mehr geht, möchten die meisten möglichst im Ort wohnen bleiben können, nahe den Freunden und Verwandten. Aber ohne Unterstützung und Beistand geht das nicht. Für viele Hilfeleistungen braucht es keine Fachkraft, sondern gute Nachbarschaft. Auch mit einer Behinderung lässt es sich mit Unterstützung im Quartier leben.
Eines der ersten Quartiere im Tätigkeitsbereich der Samariterstiftung ist das Wohnquartier „Rund um den Feuerbacher Balkon“. Es verbindet zahlreiche gesellschaftliche Gruppen. Einheitlicher Nenner ist der Wunsch nach einer gelebten Nachbarschaft, in der Menschen zwanglos miteinander in Kontakt kommen. Hier gestalten Menschen ihr Leben selbstbestimmt und gemeinsam, auch im Alter. Ziele der Quartiersarbeit sind: Orte der Begegnung schaffen, Kennenlernen möglich machen und gemeinsame Zeit zum Leben finden. Ähnliches geschieht auch im Quartier rund um das Samariterstift im Mühlenviertel in Tübingen. Hier offerieren die Auszubildenden der Tübinger Firma Zeltwanger Holding GmbH im Stadtteiltreff Derendingen, beheimatet im Samariterstift, einen ganz besonderen Dienst. Das Projekt „Kaffeeklatsch.de“ betreut zweimal im Monat Seniorinnen und Senioren zu den Themen Computer, Tablet, Smartphone und das Internet im Allgemeinen. Die Auszubildenden unterstützen bei Themen wie Installation einer Software, bei der Erstellung eines Fotobuchs, der Hotelsuche über Google oder das Schreiben einer SMS.
„Das Stiftungswesen ist aus der Wirklichkeit unseres Landes einfach nicht mehr wegzudenken: nicht aus der sozialen und kulturellen Wirklichkeit, nicht aus der Bildung, nicht aus dem Sport, ja auch nicht aus dem kirchlichen Bereich. Dort und in vielen anderen Gebieten bringen Stiftungen Menschen und Dinge in Bewegung.“
Joachim Gauck Bundespräsident a. D.
Aber auch das Suchen nach Kochrezepten oder das Schreiben von E-Mails, Anlegen von Dateien und Einfügen von Fotos kommen nicht zu kurz. „Hier kann in idealer Weise von einander gelernt und sich füreinander eingesetzt werden“, lobt Frank Wößner, Vorstandsvorsitzender der Samariterstiftung. Das Internetcafé sei eine tolle Chance für echte Beziehungsarbeit, vor allem auch dann, wenn im Alter allmählich die vertrauten Kontakte zur Außenwelt verloren gingen.
Sabine von Varendorff
Runde Tische: ein Konzept um Beteiligung zu ermöglichen und im Konsens neue Perspektiven zu schaffen